Udenhausen -  Historisches Ortslexikon

 

Wir schreiben das Jahr 1071. Es ist der 2. August - ein Tag, der in die regionale Geschichtsschreibung eingehen wird. Eine Reitergruppe hat in einem Dorf im Tal der Jossa Rast gemacht und zu Mittag gegessen. Die Reiter kommen aus Hersfeld und wollen nach Mainz weiterziehen. Es ist der Deutsche König Heinrich IV mit seinem Gefolge und das Dorf trägt den Namen „Utenhusen“. Kurz nachdem der Tross den Ort auf der alten Heer- und Handelsstraße in Richtung Süden verlassen hat, kommt es zu einem tragischen Unfall. Ein junger Getreuer des Königs, Luitpold von Meersburg, stürzt vom Pferd und fällt in sein eigenes Schwert. Er erliegt alsbald seinen schweren Verletzungen. Der Mönch und Geschichtsschreiber Lampert von Hersfeld berichtet in seinen Annalen von diesem Ereignis und hat damit den Ort, den wir heute Udenhausen nennen, erstmals urkundlich erwähnt.

 

Das Tod bringende Schwert soll der Sage nach ursprünglich vom Kriegsgott Mars stammen. Später soll es der Hunnenkönig Attila in seinen Eroberungszügen durch Europa geführt haben bis es in seiner bewegten Geschichte schließlich in den Besitz des Deutschen Königs Heinrich IV gelangte. Der übereignete das Schwert seinem Getreuen Luitpold von Meersburg. Die Stelle, an der dieser den Tod fand, soll bei der „Rosenmühle“ gewesen sein. Die Alten erzählen, dass der „Rote Berg“ - die Anhöhe, auf der sich heute der Forellenhof befindet – seinen Namen aufgrund des blutigen Dramas erhielt.

 

Siedlungen mit der Endung „hausen“ im Ortsnamen entstanden überwiegend im 8. und 9. Jahrhundert, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die Gründung von Udenhausen bereits lange vor der erstmaligen urkundlichen Erwähnung stattgefunden hat. Die rund 3.500 Jahre alten Hügelgräber in den Wäldern um Udenhausen belegen, dass bereits in der Bronzezeit Menschen im Tal der Jossa siedelten.

 

Auf Großherzog Ludwig von Hessen-Darmstadt zurück gehend, war Udenhausen 150 Jahre lang – bis Ende 1971 - in gemeindlicher Selbstverwaltung. Die Kirche, im 12. Jahrhundert erbaut und dem Heiligen Laurentius geweiht, ist eine der ältesten Kirchen in der Region. Die Barockkanzel stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die heutigen Glocken wurden 1937 und 1950 gegossen. Eine Glocke aus der Zeit um 1400 wurde im zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. Die Dorfschule in der Werngeser Straße wurde im Jahr 1910 eingeweiht, der letzte Schulunterricht war im Sommer 1976.

 

Udenhausen verfügt über ein eigenes Feuerwehrgerätehaus mit Dorfgemeinschaftsraum. Im Rahmen der Dorferneuerung wurde in den 90er Jahren auf dem Platz in der Ortsmitte, dem „Priebel“, ein Dorfbrunnen errichtet und das alte Backhaus saniert, welches aber nur noch bei besonderen Anlässen angeheizt wird.

 

Udenhausen hat seit 1967 ein eigenes, genehmigtes Wappen. Es zeigt vor blau-rotem Hintergrund eine Kornähre, ein Schwert und ein Johanniterkreuz. Die Kornähre zeugt von der über die Jahrhunderte durch die Landwirtschaft geprägten Vergangenheit. Das Kreuz steht für die frühere Zugehörigkeit des Ortes zur Johanniterkommende in Grebenau. Und das Schwert – wie sollte es anders sein – erinnert an das Unglück im Jahr 1071.

 

Größter Arbeitgeber im Ort ist die Udenhausener Bauernbrotbäckerei. Sie wurde nach dem zweiten Weltkrieg von Georg Lorentz, dem letzten Bürgermeister von Udenhausen, gegründet. Seit Jahrzehnten wird das Udenhausener Bauernbrot nach einem alten überlieferten Rezept ausschließlich aus reinem Roggenmehl, Wasser und Salz mit selbst angesetztem Sauerteig in altdeutschen Steinöfen gebacken. Der Verzicht auf die Zugabe von Trieb- und Säuerungsmittel machen das Udenhausener Bauernbrot so bekömmlich und verleihen ihm den herzhaften Geschmack. In jüngerer Zeit hat die Bauernbrotbäckerei ihr Angebot auf verschiedene Körnerbrotspezialitäten erweitert. Udenhausener Bauernbrot ist weit über die Grenzen des Gründchens hinaus bekannt und so kann es gut sein, dass Sie irgendwo unterwegs in Deutschland einen der zahlreichen Brotvertriebsfahrzeuge mit dem Udenhausener Wappen entdecken.

 

Wie keine andere Einrichtung prägt der „Forellenhof“ das Erscheinungsbild von Udenhausen. Im Jahre 1966 verschlug es einen der letzten Mainfischer aus Frankfurt mit seiner Frau nach Udenhausen. Er legte die ersten Teiche für die Fischzucht an und gründete den Forellenhof mit Restaurant. Die Fischzuchtanlage zählt heute 18 Teiche. Eine touristische Besonderheit ist der Angelsee. Angler aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland kommen das ganze Jahr über hierher. Die eifrigsten Angler lassen sich auch im tiefsten Winter nicht davon abhalten, ihrem Hobby zu frönen: das Eisangeln auf dem zugefrorenen See ist eine Attraktion.

 

Das Landhotel Forellenhof liegt auf der kleinen Anhöhe oberhalb des Angelsees. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick auf ein idyllisches Panorama mit dem See, dem Jossatal und dem Dörfchen Udenhausen, eingebettet in eine waldbesäumte Hügellandschaft. Die unberührte Natur lädt geradezu zum Wandern ein, so dass es kein Zufall ist, dass der Forellenhof ein Ausgangspunkt für die Gründchenwanderwege wurde. Das kleine Hotel bietet seinen Gästen ländlichen Komfort, Ruhe und Erholung in romantischem Ambiente – fernab vom Lärm und der Hektik der Stadt. Das Restaurant mit Biergarten bietet seinen Gästen kulinarische Köstlichkeiten für jeden Geschmack - sowohl für den Fisch- als auch für den Fleischliebhaber. (Leider ist der Forellenhof zur Zeit leider geschlossen)

 

In Udenhausen sind noch weitere, kleine Gewerbebetriebe beheimatet, z.B. ein Schreinerei- und Treppenbaubetrieb, ein Betrieb für Heizungs-, Klima-, Sanitär- und Umwelttechnik, ein Getränkeshop und eine Dorfmetzgerei.

 

Vereine:

 

Posaunenchor Udenhausen

Schützenverein Udenhausen

Freiwillige Feuerwehr Udenhausen

Ballsportclub Udenhausen

Obst- und Gartenbauverein Udenhausen

 

Schützenverein, Ballsportclub sowie Obst- und Gartenbauverein verfügen über ein eigenes Vereinsheim, die Feuerwehr hat einen Kameradschaftsraum für Mitglieder und deren Gäste im Feuerwehrgerätehaus und der Posaunenchor trifft sich im Pfarrhaus.

 

Die Vereine haben sich zu einer Vereinsgemeinschaft zusammengeschlossen. Dieses Komitee tritt immer dann zusammen, wenn es um die Planung und Durchführung besonderer Anlässe und Feste geht, bei denen alle aktiven Kräfte des Dorfes gefordert sind.

 

Ein Dorffest – das „Brunnen- und Backhausfest“, findet alle zwei Jahre statt. Das Backhaus wird angeheizt, es werden Haxen gegrillt und eine alte Spezialität aus unserer oberhessischen Heimat, der Salzekuchen, wird gebacken und beim Festzelt am Priebel den Gästen angeboten.

 

Alle neun Jahre findet ein großes Volksfest statt: das „Dreiertreffen“. Ein fehlgeleiteter Brief inspirierte Anfang der 50er Jahre die Bürgermeister aus den drei Gemeinden mit dem gleichen Namen Udenhausen zu einem gemeinsamen Treffen. Neben unserem „Neerehuse“ (mundartlich)  im damaligen Kreis Alsfeld waren dies „Unassen“ im Kreis Hofgeismar und „Orrehausen“ im Rhein-Hunsrück-Kreis. Im Jahr 1963 fand das erste „Dreiertreffen“ statt, das man seitdem in 3-jährigem Abstand abwechselnd in einem der drei Udenhausen feiert.

 

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